Philippinen und Kambodscha

42 Tage liegen mittlerweile zwischen meinem Start in Frankfurt und der jetzigen Zugfahrt im kaum gefüllten Zug von Jakarta nach Yogyakarta, Ortszeit 7.00am. Aber fangen wir von vorne an.

Mit stolzen 7,8kg am Frankfurter Flughafen ging die Reise auf nach Kuala Lumpur. Obwohl der Abflugsort nahe dem Nullpunkt war, hat sich dich kurze Hose nach 12 Stunden Flug ausgezeichnet. Nach einer gemütlichen Busfahrt im public bus wurde man schnell vertraut und Erinnerungen an die asiatische Kultur wurden hervorgerufen. Bereits der erste Bekanntschaften im Hostel mit Rooftopbar und Blick auf die Twin Towers ist widerspiegelnd für die weiteren Stationen. Zumeist trifft man entweder auf Franzosen – die weiterhin mit ihrem Wörterbuch durch die Welt reisen, Holländer – die wie das Skandinavische Volk lupenreines Englisch sprechen und zu 95% entspannte Menschen sind, oder Deutsche – vom Spießer über den Aussteiger, bis zur Alleinreisenden Oma alles dabei, die “th-Aussprache” stets parat. (Stereotyp-Spoiler-Alarm!)

Nach zwei Tagen KL mit viel Sightseeing ging es weiter nach Manila, Hauptstadt in den Philippinen. Im Hostel angekommen war die Reservierung nicht vorhanden und man wurde kurzerhand zum Staff Member befördert und im “Angestelltenzimmer” untergebracht. Da aber direkt Kontakt mit anderen Reisenden geknüpft wurde, war das Bett die Nacht ungenutzt und auf das einmalige Erlebnis beim Midgit Boxing folgt ein Sonnenaufgang auf dem Dach des Hostels. Die Midgit Boxing Bar btw war ein Boxring, in dem Liliputaner sich mit für sie überdimensionalen Boxhandschuhen geprügelt haben und die Kundschaft rundherum von geschätzten 40 kaum bekleideten Asiatinnen bedient wurden. Die Kundschaft bestand aus drei ca. 20 jährigen Filipinos, die sich jeweils von vier Damen verwöhnen haben lassen und unserer 5er Gruppe. Nachdem dann eine Gruppe Iren den Laden betrat und der Größte von Ihnen mit blankem Hinterteil denen im Ring tanzenden Mädels die Show stahl, haben wir den Laden dann doch verlassen. Obwohl, ein Teil ist geblieben und es zeigt sich, dass einige Europäer auf den Typ “Asiatin” stehen. Dies entgeht aber bereits auf der Straße jedoch nur einem Blinden (no offense) und das Paar Mann-weiß-50+ mit Frau-Asiatin-max25 ist allgegenwärtig.
Nachdem ich fast zwei Tage am philippinischen Militärstützpunkt verbracht habe und ehemaligen, hochrangigen Offizieren beim Alibi-Tennis zugeschaut habe, wartend auf den Flieger ins Krisengebiet, wurde die Aktion abgesagt und ich hab mir einen Flieger nach Bohol geschnappt. Da spontan entschieden und wenig Ahnung vom Ort ging es kurz Richtung Reisezentrum. Dort wurde ich gefragt, was ich hier mache und ob ich nichts vom kürzlich Erdbeben gehört habe? (Eh, ich hab Urlaub!) Anyways, neben der örtlichen Kirche waren auch einige Bungalows des ausgewählten Hostels völlig zerstört, das Internet nur spärlich vorhanden (#firstworldproblems) und auch einige Landrutsche haben sich beim Hiking bemerkbar gemacht. Dass ebenfalls alle 1000 Insassen des örtlichen Gefängnisses entflohen sind, wurde mir wohl zum eigenen Schutze verheimlicht. Allerdings war hier, wie auch beim Taifun, die philippinische Mentalität klar erkennbar. Das Sprichwort lautet: bahala na (ca. “Alles ist vergänglich, also lasst uns das Leben genießen.”) Wenn man jährlich mehrmals von unterschiedlichen Naturkatastrophen betroffen ist, ist das durchaus nachvollziehbar. Allgemein nehmen sich die Filipinos nicht so ernst, lachen viel und belustigen sich mit ihrem – in Deutschland würde man sagen – kindischen Humor. Man reist aber ja, um andere Kulturen kennenzulernen und lässt sich dann eben darauf ein. Den Höhepunkt fand dies am Tag vor Weihnachten, sowie am Feiertag selbst. Am letzten Tag meines Open Water Trainings (Tauchschein) organisierte das Dive Center eine Weihnachtsfeier. Getränke und das Schwein vom Vortag waren kostenlos im Angebot. Nachdem eine ähnliche Variante von Topfschlagen gespielt wurde, kam ein Filipino zu mir und band mir eine Schnurr mit einer Aubergine um die Hüfte. Naja, schau’ ma mal was das wird. Ein Teil der Frauen wurde ebenfalls ausgestattet, jedoch anstatt mit einer Aubergine hing ein Ei am Ende der Schnurr. Spielform war, dass sich die Geschlechter in zwei Reihen frontal gegenüberstehen und mit Hüftschwüngen versuchen müssen, die Gegenstände so stark gegeneinander prallen zu lassen, dass das Ei kaputt geht. Bestes Beispiel war das Paar neben mir, das sowohl für Mann als auch für Frau Erinnerungen wecken dürfte. Die Frau hat sich nicht in geringster Weise bewegt und stand regungslos da, während der Typ wie ein verrückter die Aubergine mit unkontrollierten Hüftschwüngen zwischen seinen Beinen versuchte zum Ziel zu kommen. Nachdem es aber unmöglich war das Ei zu brechen, haben wir es kurzerhand – kreativ wie wir sind – gegen mein Schienbein prallen lassen und wurden zum Sieger gekürt. Am nächsten Tag fand dies eine Fortsetzung bei der Weihnachtsfeier eines benachbarten Hostels. Diesmal jedoch waren es nur Männer – wieder mit Auberginen – und man musste anstatt ein Ei zu treffen, eine Streichholzpackung über einen Parkur mit gezielten, garzellen Körperbewegungen in der Hocke schießen. Da wir drei die einzigen Weißen bei der Feier waren, gab es ein kulturelles 3vs3 Duell. Seinen Höhepunkt fand als die zwei Streicholzpackungen nebeneinander lagen und sich zwei Männer zunächst frontal “luftrammelten” und kurz danach mit gleicher Bewegung hintereinander standen. Zu diesem Zeitpunkt war das Gelächter auf der Feier nicht zu stoppen. Jeder der Filipinos hatte Tränen in den Augen, fühlte sich wie fünf und wird durch Videoaufzeichnungen dieses Erlebnis noch lange an Freunde und Bekannte weitergeben. Wie meine Mutter sagen würde: “Das war zum Schießen!” (=Es war ein riesen Spaß) Nach der Weihnachtsfeier ging es noch weiter zum einzigen lokalen Club, der gleichzeitig Anlaufpunkt für einige Ladyboys ist – ebenfalls allgegenwärtig in den Philippinen. Anstatt – wie aus Deutschland bekannt – über eine bestimmte Zeit zu tanzen, rennen sie hier auf die Tanzfläche, sobald ein “guter Song” kommt und sind aber auch wieder in Sekundenschnelle am Sitzplatz, wenn das nächste Lied nicht ihren Wünschen entspricht. Beendet wurde Weihnachten auf einem Gerüst am Ozean in internationaler Runde und dem feinsten Tropfen, den man in den Philippinen finden kann: Tundray Rum (lokaler Rum, 1L für €1,50).

Verschiedenes:
– Insgesamt über 7.000 Inseln, davon zwei stark betroffen (Samar, Leyte) vom Taifun. Weitere zwar auch, aber da läuft wieder alles – bahala na!
– Hauptsächlich auf Straßenmärkten/“local restaurants” mit Plastikstühlen gegessen. Hauptgericht ca. €2-3. Vorzugsweise Tintenfisch, Krebs, Schwein (Ohr, Leber, alles…) Rind und immer Reis. Bier durchschnittlich €1, frische Shakes (an nicht Touriplätzen) €0,40
– Sehr gute Massagen für €5-10. Wichtig: auch Shiatsu-Massagen
– Island Hopping mit Schnorcheln
– Motorbiken durch traumhafte Landschaften
– Nachtbus nehmen ohne Schlafen zu können, da Straßen an manchen Orten nicht vorhanden/beschädigt sind
– Underground River
– Hiking
– erste Erfahrung mit einem Jelly Fish
– Hunde überall! Aber keinesfalls aggressiv und eine Art 2. Gesellschaft
– Filipinos sehr freundlich, hilfsbereit und immer am Lachen
– umgerechnet €18 kann kaum jmd wechseln
– alles wird mit dem Taschenrechner berechnet, bspw. 2 x €4
– manche Orte nur mit zeitlich beschränktem Strom (14.00-20.00h)
– lieben Cashewnüsse
– Amerikanischer Hintergrund stark ausgeprägt: für asiatische Verhältnisse gutes Englisch und lieben Basketball
– lokales Gericht: Balut – befruchtetes Ei, das schon einen Embryo enthält.
– Reisende sind hauptsächlich Paare
– insgesamt aber sehr wenig Touristen, was ich bevorzuge
– Remote-Arbeit via Internet oft wegen zu langsamem Internet unmöglich
– Filipinos befördern alles im Tuktuk, auch Kühlschränke
– Kunden werden stets mit “Sir” angesprochen

So, das war es mit den Philippinen. Am 25.12. ging es mit Nachtaufenthalt am Airport von Kuala Lumpur weiter zur nächsten Station: Phnom Phen, Kambodscha.

Bereits auf der Fahrt vom Airport zur Unterkunft war der kulturelle Unterschied schnell erkennbar. Die Khmer Leute sind viel “westlicher” was die Kleidung und Körperstatur angeht. Während ich in gewohnter Short und Tshirt im Tuktuk saß, fuhren überraschend viele mit trendy Jeans und SlimFit Shirt auf dem Roller neben mir. Auch auffällig war, dass hier ebenfalls die Frauen Roller fahren und der Mundschutz stark verbreitet ist. In den Philippinen kaum gesehen, waren hier jedoch der Verkauf von Kopien (DVDs, Technik jeglicher Art, Klamotten, etc.) an jeder Straße zu finden. Es war vormittags und mein Zimmer noch nicht fertig, was zu einer spontanen Stadttour führte. Am Ende fragte mich der im Hostel angestellte Tuktuk-Fahrer, ob ich Volleyball mögen würde. “Sure!” Als ob ihm die Antwort auch egal gewesen wäre, bog “Rocky” in den nächsten Hinterhof und wir befanden uns vor zwei Volleyballfeldern mit ca. 100 Zuschauern. Hier haben die noch nicht oft einen weißen Besucher gehabt! Ehrgeizig und ohne meine seit Jahren fehlende Spielpraxis zu beachten, sagte ich, dass er ein Spiel organisieren soll. 20 Minuten später began das 3vs3. Mit einem Monsterblock und darauffolgendem Schmetterball zum ersten Punkt waren die Augen auf unser Feld fokussiert. Da Volleyball große Beliebtheit im Land hat, war das Niveau nicht allzu schlecht und meine Anfangsstärke wurde von Rockys Performance übertroffen. Es stellte sich heraus, dass er früher in der Auswahl gespielt hat und trotz seines Bauches die Kontrolle im Arm nicht verloren hat. Wie Abends dann beim Straßenfussball auch bemerkt, erfolgt der Sport hier mit fester Hierarchie und Ablauf. Die älteren oder besseren Spieler stehen im Mittelpunkt und nutzen die Mitspieler nur für ihre Zwecke. So war beim Volleyball immer Rocky beim Abschluss und unser 3. Mitspieler hat seine Kontakte an zwei Händen abzählen können. Abends hingegen wurden die mitspielenden Kinder beispielsweise gar nicht angespielt und waren überrascht, wenn ich den Ball zu ihnen gepasst habe. Umso größer war die Freude, wenn sie dann auch noch ein Tor gemacht haben. Anyways, Volleyballspiel gewonnen und ein Getränk von der gegnerischen Mannschaft bekommen. Nächster Tag war geprägt mit der Geschichte von Kambodscha und HALLEJULIAH war da was los! Zwischen 1975-1979 fand ähnliches wie zu Adolfs Zeiten statt. Von ca. 7 Millionen Menschen wurde ein Drittel ausgelöscht. Hauptsächlich Gelehrte, Politiker, Menschen mit Brille oder jeder, der im entferntesten einen Boykott starten konnte. Sämtliche Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser wurden geschlossen und die Städte geräumt mit dem Ziel des “landwirtschaftlichen Sozialismus”. In Gefängnissen und den Killing Fields, die den KZ-Lagern gleichen, wurden bis zu 480 Menschen vor einem Graben zu Tode geschlagen und verschwanden unter der Erden. Das heftigste allerdings war ein bestimmter Baum neben dem Grab von nackten, geschändeten Frauen. Vor dem Baum stehend haben die Soldaten die Kinder der Frauen an den Füßen gepackt und Kopf voraus gegen diesen geschmettert. Unfassbar!! Nach 3 Jahren, 8 Monaten und 22 Tagen wurde das Land von den Vietnamesen “befreit”. Bis heute dauern die Prozesse gegen die damalige Führung an, die teilweise schon verstorben ist.
Fröhlicher war es hingegen in Sihanoukville, was sich im am Ozean im Süden befindet. Gegen 20.00h beim gewünschten Hostel angekommen, war kein Raum mehr zur Verfügung. Allerdings war gerade Happy Hour und bevor ich weitergeschaut habe, wurde erst einmal mit der netter Belegschaft angestoßen. Morgen hätten sie wieder ein Zimmer. So habe ich meine Sachen dort verstaut, den Schlafsack gepackt und versucht noch ein Zimmer zu finden. Chancenlos hab ich mich der Happy Hour in den unterschiedlichen Hostels und den gut gelaunten Reisenden gewidmet und letztendlich auf einer Terrasse geschlafen, um von dem strahlenden Sonnenaufgang geweckt zu werden – life could be worse! Auch wenn Sihanoukville eine Touristenhochburg ist, war der Strandbereich sowas von entspannt, die Leute sehr angenehm und Silvester eine riesen Feier!
Letzter Aufenthaltsort war Siem Reap, was Ausgangspunkt für Angkor Wat ist – größte Tempelanlage der Welt. Angkor Wat ist eigentlich “nur” ein Tempel, wird aber oft als Synonym für das gesamte Gebiet Angkor verwendet, auf dem sich Tempel für eine ganze Woche befinden. Angkor Wat ist dennoch das berühmteste und einfach unfassbar. Es gibt kaum einen Block, der nicht durch Verzierungen bearbeitet wurde und das Gebäude an sich ist gewaltig und beeindruckend. (Nebeninfo: Restaurierung findet von der Uni Köln statt.) Ein Abend wurde auch noch im Zirkus verbracht! Zirkus heißt hier ohne Tiere (befürworte ich!) und gutes Storytelling untermauert mit Kunststücken. Acht Studenten erzählten die Geschichte eines abgestoßenen Jungen in Kambodscha und das doch mit großem Unterhaltungswert. Die Euphorie der Akutere war ansteckend und jeder Besucher hatte danach ein Lachen im Gesicht. Klare Empfehlung!! Kambodscha war insgesamt von sehr vielen Touristen besucht (ich war aber auch nur bei den Hauptspots) und mit großen Erwartungen ging es daher auf zum persönlichen Highlight: Indonesien!

Verschiedenes:
– Die örtliche Währung wird nirgends zwingend gebraucht, Bezahlen mit einer Kombination ist ebenfalls möglich und Rückgeld bekommt man öfter in lokalen Scheinen.
– Drahtzieher hinter allem was Geld macht sind anscheinend Vietnamesen und Chinesen (fundierte Quellen fehlen jedoch)
– mäßiges Englisch
– bis zu 6 Personen auf dem Roller. Nur der Fahrer muss einen Helm tragen
– alles ca. 1-2 Dollar teurer als Philippinnen (Hostel, Tuktuk, etc)
– Essen: $3-6, Bier $1,50, Wasser 1L $0,75-1,50
– Mehr auf Geld der “Kunden” aus – genannt “my friend”
– lokales Gericht, ua. Lok Lak – Gemüse mit Rind
– viele “Thailand-Touristen” – auch als nächstes Thailand gehandelt
– Tauchen ist nicht empfehlenswert

Bereits eine Woche in Indonesien könnte ich schon wieder einen Paragraph schreiben. Die Leute sind unglaublich hilfsbereit und authentisch, das Land sehr schön, sowie vielseitig und das Essen abenteuerlich. Morgen geht es nun in ein Silent Retreat. Dies bedeutet: Yoga, Meditation, keine elektronischen Geräte und viel wichtiger: es wird nicht gesprochen. Mega Bock!

Soweit so gut, danke fürs Lesen. Bleibt sauber und bis bald!

Pat