Die Höhle der Löwen

Deutschland hat eine neue Casting-Show! Nein, es geht nicht um “Deine neue Superfreundin” oder “Der Straßenkünstler des Jahres”, sondern um “Die Höhle der Löwen”.
Ab 2014 können Unternehmer ihre Geschäftsidee vor einer Jury von Investoren pitchen und davon überzeugen, dass ihre Idee finanzierungswürdig ist. Einige denken sich wohl: “Hm, kommt mir bekannt vor.” Right! Wie des Öfteren bedienen sich die deutschen Sender bereits laufenden Formaten aus anderen Ländern. Die bekanntesten Vertreter sind Shark Tank (US, 5 Staffeln) und Dragons’ Den (Japan, 11 Staffeln). Logisch auch, dass man beim Tiervergleich bleiben muss. Rentiert sich das Modell aber überhaupt und wenn ja, für wen?

Gründer
Für ein neues Unternehmen, dass zum Zeitpunkt noch nicht mehr als eine Idee und ohne Track Record ist, wird es schwer Kontakte herzustellen und an potenzielle Geldgeber zu kommen. Hat man es in die Höhle geschafft, kann man seine Idee gleich mehreren Investoren vorstellen. Nicht nur die Möglichkeit auf Geld, sondern auch direktes Feedback und Aufzeigen von (wahrscheinlichen) Lücken oder Schwierigkeiten im Geschäftsmodell ist ein positiver Aspekt. Versucht man außerdem ein Produkt oder einen Service zu bauen, um das Bedürfnis einer großen Zielgruppe zu bedienen, ist Fernsehen ein geeignetes Medium. Auch dieses Feedback ist entscheidend für Gründer, die mit der Akzeptanz ihrer Idee meist im Dunkeln tappen. Will überhaupt jemand das Produkt oder was muss geändert werden, bzw. was ist das eigentliche Problem, das man lösen will? Hat man ein gewünschtes Produkt und schafft es mit guten Storytelling die Leute von sich und der Idee zu überzeugen, kann der Grundstein auch ohne Erfolg in der Show gelegt sein – Investoren sind bekanntlich auch nicht allwissend.

Trotz einiger positiven Aspekte kann man wohl damit rechnen, dass es sich um meist unerfahrene Bewerber handeln wird. “Erfahrene” Gründer benötigen tendenziell keinen neuen Kanal, um an Investoren heranzutreten, sondern haben bereits ein Netzwerk. Dieses hilft ihnen dabei Ideen zu evaluieren und leitet gegebenenfalls an richtige Kontaktpersonen weiter. Ebenso ist man mit einer Idee meist nicht alleine und die Konkurrenz freut sich sicherlich auf die dargestellte Strategie. Allerdings sollte man darauf nicht viel Wert legen und sich um sich selbst kümmern, anstatt um einen Wettbewerber, der versucht das Produkt 1:1 zu kopieren – selten der Fall! Ein weiterer Aspekt wird auch das Geschäftsmodell sein, besonders im datenschutzfreundlichen Deutschland. Alles soll am Besten umsonst, individuell, anonym und werbefrei sein. Würden alle Unternehmen ihre Einnahmequellen offenlegen, würden die Nutzerzahlen von einigen wohl einbrechen. Für viele ist es ja bereits unverständlich, wenn ein 1-Jahre alter Service auf einmal Geld kostet. Eine TV-Show ist daher für einige Startups ungeeignet.
Edit: Nach ein paar Folgen von Shark Tank gibt es im Hinblick auf das Geschäftsmodell keine Problematik mit Datenschutz o.ä.. Es sind fast ausschließlich tangible Produkte und Ideen, die aus dem Alltag oder von einer persönlichen Leidenschaft entstanden sind.

Investoren
Schaut man sich ein paar Folgen der bestehenden Shows an, wird schnell klar, dass die Jury aus unterschiedlichen Charakteren besteht (logisch!). So wird es den typischen Löwen geben, der den Bewerbern das Geld aus der Tasche ziehen will, bis hin zum verständnisvollen “Freund” – bestenfalls ist auch eine Frau dabei. Die Bottom-line ist jedoch bei allen die gleiche: Geld machen. Fair enough! Wie bereits dargestellt, wird es sich vermutlich mehr um unerfahrene Gründer handeln, denen man schnell ein paar Prozent des Unternehmens entlocken kann. Dennoch ist keinesfalls gesagt, dass es sich um schlechte Ideen handelt. Erhält man mehr als 100 Business Pläne im Monat, gelangen viele ohne große Aufmerksamkeit schnell im Papierkorb. Man weitet so also seinen Dealflow aus und erhält so manchen Rohdiamanten auf dem Präsentierteller. Leider habe ich keine Angaben zwecks Einnahmen von anderen Shows gefunden, bleibt also abzuwarten, inwieweit die Serie diesen Beweggründen gerecht wird. Daneben natürlich auch eigenes Marketing – wobei gestandene Investoren das wohl weniger interessiert. Dennoch unterstützen sie das Bekanntwerden und Verständnis für Unternehmertun in der Bevölkerung.

Sender
Ein neues Format für eine neue Zielgruppe und neue Einnahmemöglichkeiten – vielleicht sogar Beteiligungen an ausgewählten Unternehmen/Produkten. Eine eigene Website mit möglichem Crowdfunding für nicht gewählte Kandidaten ist auch möglich. Prinzipiell gilt hier das gleiche wie bei den Kandidaten: you never try, you never know! Ansonsten gibt es immer noch die Möglichkeit die Sendung nach den ersten Folgen abzusetzen.

Laut Gründerszene wurden mit 5 Staffeln von Shark Tank bereits über 9.000 Arbeitsstellen geschaffen. Bleibt abzuwarten, wie erfolgreich die Sendung in Deutschland wird und mit welchen kuriosen Ideen sich die Bewerber in die Höhle der Löwen trauen. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die Show und den Effekt auf die Zuschauer.